Gewächshausabbau in Fulda 2020

Ein Hoch auf eBay Kleinanzeigen

Gerade war Mitte Januar 2020 der Mietvertrag für unseren neuen Standort in der Überseestadt unterschrieben, da fand sich auf eBay Kleinanzeigen ein „Gewächshaus zum Selbstabbau“ in genau der richtigen Größe. 15 Jahre alt, doppelt verglast, 5 Meter hoch, 120 Quadratmeter groß. Neupreis: 75.000 €. Wir hatten auf einen gebrauchten, für uns bezahlbaren Folientunnel gehofft, in dem wir unsere Pflanzen ziehen wollten, nun gab es dieses scheinbar unfassbar passende Angebot – realisierbar, oder doch nur ein Wunschtraum?

Herausforderungen

Wir haben viel und lange darüber nachgedacht. Wir wollten das Gewächshaus unbedingt haben, waren uns aber auch der damit einhergehenden großen Herausforderung bewusst. Tonnenweise Stahl und Glas mussten in teils recht luftiger Höhe auseinander genommen und nach Bremen transportiert werden, knapp 400 Kilometer weit. Unser perfektes Gewächhaus stand nämlich ganz in Fulda. Machbar? Bezahlbar? Sinnvoll?

Zusätzlich gab es noch eine sich nahende Frist: Bis Ende Februar, nur sechs Wochen später, musste alles abgebaut und weggeschafft sein, denn es stand auf zukünftigem Bauland. Wir mussten uns schnell entscheiden.

Watertuun Gewächshaus

Vorbereitungen

Besichtigungstermin in Fulda: Wir waren weiterhin begeistert, weiterhin ehrfürchtig. Termin beim Bauamt, um eine Einschätzung für die Wahrscheinlichkeit der Erteilung einer Baugenehmigung zu bekommen. Vier Wochen vor der angesetzten Räumung des Geländes konnten wir zusagen.

Kurzfristig musste ein passendes Zeitfenster gefunden werden, in dem nicht nur wir, sondern auch unsere Freunde und Helferinnen Zeit hatten, außerdem brauchten wir eine Unterkunft in Fulda. Es drehte sich fortan alles nur noch um den Gewächshausabbau, alle Bekannten wurden nach Tipps gefragt, auch am Samstagabend in der Kneipe noch, es wurde gefachsimpelt und recherchiert, die besten und günstigsten Lösungen und Optionen wurden gesucht.

Die Transportfrage war eine große. Stahl- und Glasgewicht, die Anzahl und Größen der Scheiben, die Länge der längsten Bauteile und das Packmaß wurden berechnet. Am Ende war klar: Wir mussten eine Spedition beauftragen, uns einen LKW mit Anhänger und Mitnahmegabelstapler zu schicken für den Transport.

Schließlich und endlich wurden Autos gepackt. Vier Wochen nach Erscheinen der Anzeige waren wir bereit. Es ging nach Fulda, auf ins Abenteuer Gewächshausabbau!

Watertuun Denis Saugheber
Denis mit zwei Saughebern, die für den Glasausbau unabdingbar waren.
Watertuun Gewächshausabbau
Gabriel baut Aluprofile am hinteren Giebel ab.
Watertuun Glastransportgestell
Francesco und Lucas tragen eines der selbstgebauten Glastransportgestelle.
Watertuun Gewächshausabbau
Gruppenfoto mit einigen Helfern
Watertuun Gewächshausabbau
Francesco, Enno und Lucas nehmen eine Scheibe am Giebel heraus.
Francesco und Team Watertuun - klassisch beim Mittagessen auf dem Stahlgerüst.
Francesco und Team Watertuun - klassisch beim Mittagessen auf dem Stahlgerüst.

Fulda

In Fulda angekommen, ging es sofort los. Jeden Tag waren wir mit bis zu neun Leuten und bis zu zwölf Stunden am Gewächshaus. Anfangs noch unter Dach, aber sehr bald schon hatten wir die Scheiben ausgebaut, die uns vor der Februarkälte, Wind und Regen hätten schützen können. Zum Glück ging die Temperatur nicht in den Minusbereich.

Das einzige größere Hilfsmittel war ein gemietetes Rollgerüst, davon abgesehen haben wir bis fast zum Schluss nur mit haushaltsüblichen Werkzeugen gearbeitet. Die Transportpaletten für die 250 Glasscheiben – bis zu 60 kg pro Scheibe – haben wir selbst gebaut. Die 140 kg schweren Stahlteile des am First fünf Meter hohen Daches haben wir über das Gerüst abgelassen, welches dafür zu einer Art Kran umfunktioniert wurde.

Es war ein sehr erfolgreiches Unterfangen. Nach zwölf Tagen hatten wir ca. 5 Tonnen Stahl und 7 Tonnen Glas abgebaut. Nur eine einzige Scheibe war zu Bruch gegangen. Sechs Stunden haben wir dann gebraucht, um alles an einem Freitag in den LKW zu laden – zum Glück war dann erstmal Wochenende, denn der LKW kam erst am Montag in Bremen an. Dort hatten wir wieder viel Unterstützung, um alle Gewächshausbauteile schnell abzuladen und in einer Halle zwischenzulagern, denn nun mussten wir auf die Baugenehmigung warten.

Watertuun Gewächshausabbau
Lucas, Enno und Denis bei der Demontage der Dachlatten
Watertuun Gewächshausabbau
Unser LKW-Fahrer Rudi beim Verladen der Glaspaletten
Lucas, Denis und Enno auf dem Stahlgerippe des Gewächshauses
Watertuun Gewächshausabbau
Abreise die erste: vollgepackte Autos
Watertuun Gewächshausabbau
Glückliches Team nach dem Herablassen des ersten schweren Dachstahlteils - mit Baustrahlern konnte man auch im Dunkeln noch arbeiten.
Watertuun Gewächshausabbau
Als der LKW weg war, waren wir immer noch nicht ganz fertig: Es steckten noch einige Stahlträger im Beton fest...

Endgegner

Der LKW hatte fast alles abtransportiert und wir mussten nach Bremen, um ihn dort auszuladen – und um ein Auto + Anhänger zu leihen und wieder nach Fulda zu fahren… Denn es steckten immer noch einige Stahlträger im Beton, die wir nicht mehr rechtzeitig herausbekommen hatten. Also nochmal zwei Tage Arbeit – acht Stunden stemmhämmern pro Tag! Dann waren wir aber wirklich endlich fertig, konnten den Rest auf den Anhänger laden und mit 80 km/h nach Bremen zurücktuckeln.

Watertuun Gewächshausabbau
Anna beim Freilegen eines Stahlträgers
Watertuun Gewächshausabbau
Denis und Enno bei der Arbeit
Watertuun Gewächshausabbau
Die letzte Fuhre! Adieu Fulda, vielen Dank für alles ♥